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Pelvipathia vegetativa

Synonyme

Parametropathia spastica
Definition
Vegetative Dystonie mit Manifestation im kleinen Becken bei vegetativer Labilität.

Psychosomatische Reaktion auf berufliche oder familiäre Überlastung, sexuelle Konfliktsituationen, Eheprobleme, oft aber auch aus Angst vor bleibender "Unterleibserkrankung" nach Salpingitis. Letzteres ist nicht selten Anlass zur Fehldiagnose einer rezidivierenden bzw. chronischen Adnexentzündung.
Altersgipfel bei ca. 30 J

Symptome
– Spastische Beschwerden: Insbesondere im Bereich der genitalen Bandverbindungen, bevorzugt Sakrouterinbänder (links > rechts), spastische Obstipation (evtl. schafkotähnlicher Stuhlgang)
– Hyperämie im kleinen Becken
– Venöse Anschoppung bevorzugt in den Parametrien, teigige, druckempfindliche, schnell wechselnde Uterusvergrößerung, Druckschmerzhaftigkeit der Beckenwände
– Hypersekretion der Zervix; zervikaler, dünnflüssiger glasiger Fluor, häufig gleichzeitig Ektopie
– Oftmals schneller Wechsel der Symptomatik mit Verschlechterung unter Belastung sowie prämenstruell. Besserung in Ruhe, an Wochenenden, in den Ferien
– Fehlender Rachenreflex
– Normale Entzündungsparameter, evtl. Eosinophilie im Differentialblutbild
– Laparoskopie: evtl. indiziert, um eine chronische Adnexentzündung auszuschließen und den normalen Genitalbefund beweisen zu können
– Adnexitis (Leukozytose, BSG, CRP, Temperatur)
– Endometriose (Schmerzmaximum prämentruell)
– Myome (Hypermenorrhoe, Dysmenorrhoe)
Sorgfältige Diagnostik mit detaillierter Erläuterung der Befunde (Tastbefund, fehlende Entzündungszeichen, evtl. Laparoskopiebefund, Auslösbarkeit der Schmerzen durch Betasten der Sakrouterinbänder bzw. der Beckenwände) bildet die Basis für die erforderliche Aufklärung über die Ursache der Schmerzen und für die Befreiung von der Angst vor einer organischen Erkrankung

Medikamentöse Therapie
Zurückhaltend, da jedes Medikament als Bestätigung einer "ernsten Erkrankung" wirken kann
– Zunächst Änderung der Lebensumstände empfohlen
– Spasmoanalgetika nur ausnahmsweise
– ev. kurzzeitig Psychorelaxantien in niedriger Dosierung
– Keine Arbeitsunfähigkeit
– Hinweis auf volle Belastbarkeit und Möglichkeit der sportlichen Betätigung gerade bei jungen Frauen ein wichtiges therapeutisches Mittel

Physikalische Therapie
Bindegewebsmassage, Unterwasserstrahlmassage, Terrainkur.
Bei Wärmeanwendung (Kurzwelle, Fango) wegen der nachfolgenden Hyperämie, besonders bei Pelvic congestion, zumindest vorübergehend Verstärkung der Beschwerden.