Schmerzbilder nach Alphabet

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Omalgie

Synonyme

Schulterschmerzen
Definition

Schmerzen in der Region der Schulter, wobei der gesamte Bereich vom Schulterblatt bis zum Schultergürtel einschließlich Oberarm der betroffenen Seite miteingeschlossen sein kann.

Klinisches Bild

Akute und chronische Schmerzzustände der Schulter stellen wegen der Intensität der Schmerzen und der Behinderung durch die Bewegungseinschränkung oftmals eindrucksvolle Krankheitsbilder dar. Akute Schulterschmerzen müssen deswegen häufig notfallmäßig behandelt werden. Bei chronischen Schmerzen der Schulter kommt es zu erheblichen Behinderungen in Freizeit und Beruf. Deswegen sind Patienten mit Schulterschmerzen ein besonderes Krankengut, obwohl auf die Schulter mit 3% aller chronischen Schmerzen der Stütz- und Bewegungsorgane nur ein relativ geringer Teil entfällt.

Das klinische Bild ist je nach Stadium, Schmerzursachen und Schmerzintensität sehr unterschiedlich.
- Akute Schulterschmerzen sind von chronischen Schulterschmerzen zu unterscheiden.
- Um eine chronische Omalgie handelt es sich definitionsgemäß, wenn die Schmerzen über drei Monate anhalten.
Neben der Allgemeinanamnese ist die spezielle Anamnese ein wesentlicher und zielführender Bestandteil der Diagnostik:

Wo ist der Schmerz lokalisiert und besteht eine Ausstrahlung in HWS, BWS, Oberarm, Unterarm oder Hand?
Wie lange bestehen die Schmerzen, um zwischen akuter und chronischer Omalgie unterschieden zu können?
Wie haben die Beschwerden begonnen, plötzlich oder langsam zunehmend, nach einem Unfall, einer Fehlbewegung oder einer Überlastung?
Wobei verschlechtert sich der Schmerz, Provokation durch eine typische Bewegung, belastungsabhängig (Hinweise auf degenerative Veränderungen), in Ruhe, nachts (entzündliche Genese), bei Sport, Beruf? Bestehen Funktionseinschränkungen?
Links- oder Rechtshänder?
Frühere Schultererkrankungen?
Frühere Operationen?
Bisherige Therapie?

Allgemeine Anamnese:
Hinweise auf Tumore oder Infektion, Herz-, Kreislauf- oder Lungenerkrankungen, Wirbelsäulenerkrankungen, Muskelkrankheiten
Sozialanamnese und Berufsanamnese (bezüglich spezifischer Überlastungssyndrome).

Psychische Anamnese (bezüglich Somatisierung)
Klinische Untersuchung

Inspektion:
Beobachtung beim Entkleiden,
Beobachtung der Haltung, Schulter und Beckenstand.
Hämatom, Entzündungszeichen, Narben, sonstige Hautveränderungen, Schwellungen, Umfangsvermehrung, Atrophien, Deformität (Schulter, Wirbelsäule, Thorax), Asymmetrien, Achsenfehlstellung, Scapulastand
Palpation Schultergürtel:
Überwärmung, Myogelosen, Hartspann, Muskelatrophie, lokale Druckschmerzen.

Aktive und passive Beweglichkeit:
Schürzengriff, Nackengriff, genaues Ausmaß des Bewegungsumfanges; ab welchem Winkelgrad Mitbewegen der Scapula? Schnappen, Krepitationen, Schulterkrachen?

Spezielle Funktionstests der Schulter:
Impingementtests (painful arc, Impingementzeichen nach Neer)
Isometrische Funktionstests (Supraspinatussehne: Drop arm sign, 0 – Grad – Abduktions – Test, SSP – Test, Rotatorentest, Pseudoparalyse. Lange Bizepssehne: Yergason – Test, Palm up – Test)
Stabilitätsprüfung (vordere Instabilität, hintere Instabilität, untere Instabilität; Acromioclaviculargelenkstest (Trauma, degenerativ)). Allgemeine Bandlaxizität

Screening der Nachbargelenke:
Untersuchung von HWS, BWS, Ellbogengelenk und Sternoclavikulargelenk.

Neurologischer Befund

Überprüfung der Durchblutung


Bildgebende Verfahren:

Röntgenbilder des Schultergelenkes im ap, axialen und outlet view Strahlengang bezüglich Fraktur, degenerative Veränderungen, Kalkablagerungen, Subluxation, Luxation, Hinweise für Entzündung oder Tumore.

Sonografie der Schulter als Ausschlussbefund bezüglich Rotatorenmanschetten-, Bizepssehnenruptur, Bursitis, Kalkablagerung.

Arthrografie des Schultergelenks: Darstellung des Glenohumeralgelenks durch Auffüllung des Gelenkkavums mit Röntgenkontrastmittel (heute in der Regel ersetzt durch MRT ohne oder mit Kontrastmittel)

Computertomogramm, MRT und Knochenszintigrafie bei speziellen Fragestellungen (Degeneration, Fraktur, Luxation, Entzündung, Tumor)


Labor

Bei speziellen Fragestellungen hinsichtlich Entzündung, Infektion, Tumor, rheumatisches Geschehen, Hyperurikämie etc.
Degenerativ:
Periarthropathia humeroscapularis (PHS) mit ihren Untergruppen (siehe dort)
Omarthrose, Arthrose im Acromio- Clavikular- Gelenk, Sternoclavikulargelenk

Impingementsyndrom (siehe dort)

Trauma:
Im Bereich Schultergürtel (Humeruskopf, Clavikula, Scapula, ensprechende Gelenke): Fraktur, Subluxation, Luxation.

Weichteile Schulter: Rotatorenmanschettenruptur, Bizepssehnenriß

Im Bereich HWS: Wirbelfrakturen, Weichteilläsionen, Schleudertrauma der HWS.

Weichteilrheumatische Affektionen: chronische Polyarthritis, Polymyalgia rheumatica, Polymyositis, andere Kollagenosen.

Entzündung/Infektionen: Gelenkinfekt, Osteomyelitis, Herpes zoster.

Tumore: Chondromatose, Pancoast – Tumor

Angeborene Erkrankungen: Sprengel – Deformität

Veränderungen im Bereich HWS/Radikuläre Syndrome (siehe Cervikalsyndrom, Cervikobrachialgie)

Nervale Irritation im Schultergelenksbereich: Nervenkompressionssyndrome (z.B. Nervus suprascapularis oder Nervus dorsalis scapulae), neuralgische Schulteramyotrophie, traumatische Nervenläsionen, Kompression des Armplexus durch Tumoren (Pancoast – Tumor, Mammakarzinom, Morbus Hodgkin, Lymphosarkome).
Kompressionssyndrom (Scalenussyndrom, Costo-Clavikuläres-Syndrom).
Periphere neurologische Läsionen (Karpaltunnelsyndrom, Sulcus ulnaris Syndrom, Supinatorsyndrom).

Neurodystrophische Prozesse: Morbus Sudeck

Gefäßveränderungen:
Arteriell (akute und chronische Arterienverschlüsse, a.-v.- Fisteln, Aneurysma.)
Venös (akute Thrombosen, Thrombophlebitis)
Lymphogen (bes. nach Lymphknotenausräumung)


Stoffwechselstörungen: z.B. Gicht

Andere Organsysteme: Herz (Angina pectoris, Myocardinfarkt, Perikarditis), Aortenaneurysma, Lunge, Bronchialkarzinom, Harnblase, Zwerchfell.

Pseudoradikuläre Schmerzsyndrome und Überlastungssyndrome: Brachialgie, Scapulo – costal - Syndrom (Schmerzen zwischen Scapula und Wirbelsäule).

Psychosomatische Beschwerden

Sonstige Beschwerden (Humeruskopfnekrose, schmerzhaftes Schulterkrachen)

(siehe auch PHS, Impingementsyndrom, Schulterkontraktur)

Die Art der Behandlung muss streng ursachenbezogen und stadiengerecht durchgeführt werden.

Medikamentöse Therapie (Analgetika, NSAR, einschließlich schwach- und stark wirksame Opioide) nach den Regeln der Schmerztherapie

Balneophysikalische Maßnahmen (in der Akutphase meist Kältebehandlung, bei chronischen Schmerzen wärmedurchflutende Maßnahmen)

Krankengymnastik (insbesondere zur Vermeidung einer Schultersteife).

Punktion des Schultergelenks zur Entlastung und zur Instillation von Lokalanästhetika und Steroiden.

Chirurgische Therapie nach Ursache und Indikationsstellung

Dr. H. Latta
Abteilung für orthopädische Schmerztherapie,
Orthopädisches Spital Speising

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