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Gesichtsschmerzen, persistierend idiopathisch

Synonyme

Persistierende idiopathische Gesichtsschmerzen, Atypischer Gesichtsschmerz (alte Bezeichnung)
Definition:

Anhaltender idiopathischer Gesichtsschmerz ist nach der IHS-Klassifikation definiert als Gesichtsschmerz, der nicht die Charakteristika einer Neuralgie besitzt und nicht durch eine andere Erkrankung bedingt ist.
Der Begriff löste die alte Bezeichnung „atypischer Gesichtsschmerz“ ab.

• Der Schmerz ist täglich und über den größten Teil des Tages hinweg vorhanden.
• Anfangs ist der Schmerz einseitig und in einer umschriebenen Region lokalisierbar, später Ausdehnung.
• Der Schmerz ist dumpf und schlecht lokalisierbar (ziehend, brennend, drückend)
• Es wird häufig eine Verschlimmerung der Schmerzen durch Kälteeinwirkung beschrieben
• Der Schmerz wird nicht mit Gefühlsstörungen oder anderen klinischen Zeichen assoziiert

Episodischer oder chronischer Verlauf.

Viele der Patienten haben ein Trauma oder Operationen im HNO- oder Zahn-, Mund- und Kiefergebiet hinter sich. Bei einem Teil der Patienten liegen zusätzliche Schmerzsymptome vor, wie chronischer Rücken- oder Nackenschmerz, eine Myoarthropathie des Kausystems, Migräne, ein Colon irritabile oder ein Dysmenorrhö
Psychische Erkrankungen sollen bei Patienten mit anhaltenden idiopathischen Gesichtsschmerzen gehäuft auftreten. Eine kausale Beziehung zwischen der psychischen Erkrankung und dem Gesichtsschmerz kann hierdurch nicht belegt werden.

Ursachen:

Die Ursache der anhaltenden idiopathischen Gesichtsschmerzen ist nicht bekannt.
Psychogene Faktoren werden von manchen Autoren angenommen.
Der Gesichtsschmerz kann auch Teil eines generalisierten Schmerzsyndroms sein.

Epidemiologie:

Nach aktuellen Daten aus den Niederlanden lag die Inzidenz der persistierenden idiopathischen Gesichtsschmerzen bei 4,4/100.000 Personenjahre.
In erster Linie ist das weibliche Geschlecht betroffen: Frauen 3-7: 1 Männer.
Alter: zwischen 30 und 50 Lebensjahren.
Apparative Untersuchungen sind unauffällig.

Eine PET-Untersuchung zeigte erhöhten Blutfluss im anterioren Zingulum und reduzierten Blutfluss im präfrontalen Kortex, wobei unklar ist, ob dies Ursache oder Folge der chronischen Gesichtsschmerzen ist (Derbyshire et al. 1994). Eine weitere PET-Studie zeigte eine Vermehrung der Dopamin-D2-Rezeptor-Dichte im
linken Putamen und eine Verminderung des D1/D2-Quotienten als Hinweis auf zentrale Veränderungen bei anhaltendem idiopathischem Gesichtsschmerz (Hagelberg et al. 2003).

– Trigeminusneuralgie Läsionen des Trigeminus
– Spannungskopfschmerz
– Affektionen der NNH
– Myarthropathien des Kiefergelenks
– Cluster-Kopfschmerz
– Paroxysmale Hemikranie
– Läsionen des N. trigeminus
– TU KH-Brückenwinkel
– Erosive TU der Schädelbasis, der Orbita und des Nasopharynx
– Infektionen des Kieferknochens

Ein ausführliches Patientensaufklärungsgespräch.

Cave: Operative Interventionen

– Medikamentös kann keine auf hohe Evidenz basierende Empfehlung gegeben werden.

Phenelzin und Dothiepin (Antidepressiva) haben einen mäßigen Erfolg, sind aber in Deutschland, Österreich und der Schweiz nicht zugelassen .

Ein Therapieversuch mit einem trizyklischen Antidepressivum sollte gemacht werden. Venlafaxin zeigte in einer kleinen kontrollierten Studie eine mäßige Wirkung. Alternativ kann Duloxetin verwendet werden, insbesondere bei depressiven Patienten.
Antikonvulsiva wie Carbamazepin, Oxcarbazepin, Gabapentin, Pregabalin oder Topiramat können ebenfalls versuchsweise eingesetzt werden, ggf. auch in Kombination mit einem Antidepressivum.
Ein positiver Effekt von lokal aufgetragener Capsaicin-Salbe oder Clonidin-Creme ist lediglich in offenen Studien beschrieben (Sommer 2002).

Minimale invasive Maßnahmen:

GLOA (ganglionäre lokale Opioidanalgesie ). Radiofrequenz-Rhizotomie sind Methoden, die bei manchen Patienten zu Schmerzlinderung führen. Es gibt jedoch leider keine ausreichenden Daten oder Studien um diese Verfahren zu empfehlen.

– Verhaltenstherapie (Schmerzbewältigung)
– Physikalische Therapiemaßnahmen
– Entspannungstechniken, Hypnose
TENS add on

W. Amberger,
Neurologische Abteilung, Klinikum Klagenfurt am Wörtersee
Y.Al-Qassab
ZISOP, Klinikum Klagenfurt am Wörtersee